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Landesregierung plant Offshore Windparks vor Kühlungsborn

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Windkraftanlagen contra Urlaubsregion – geplante Offshore Windparks im küstennahen Bereichen vor der Mecklenburger Küste sorgen für Unverständnis und stoßen auf Ablehnung

Mecklenburg-Vorpommern ist ein durch Landwirtschaft und Tourismus geprägter Landstrich. Industrie gab es hier zu DDR-Zeiten, Schiffbau mit tausenden von Arbeitsplätzen. Das ist etwas länger her. Aber wie auch damals gilt: man macht hier Urlaub und lässt die Sorgen zu Hause. Das funktioniert meist auch ganz gut und nicht umsonst zählt Mecklenburg-Vorpommern zu den beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands. Und wir? Wir arbeiten gern dort, wo andere Urlaub machen. 173.000 Menschen sind es inzwischen, die direkt oder indirekt vom Tourismus leben. So weit so gut, gäbe es hier nicht unsere Landesregierung, die in Ihrer aktuellen Fassung zur „Fortschreibung des Landesraumentwicklungsprogramms für Mecklenburg-Vorpommern (LEP)“ die „unterschiedlichen Raumnutzungsansprüche im Küstenmeer“ „aufeinander abstimmen“, damit letztendlich aber eine Industriealisierung der eigenen Ostseeküste vorantreiben möchte. So werden u.a. auch Vorranggebiete für die Offshore-Energie in küstennahen Gewässern ausgewiesen. Geht es nach dem Willen des Wirtschaft- und Energieministers, werden an der Küste zwischen Rerik und Kühlungsborn, über Heiligendamm und Warnemünde bis nach Graal Müritz mehrere Offshore-Parks (auf der Karte mit schwarzer Wellenlinie schraffiert) entstehen. Die Windkraftanlagen selbst sind wahre Riesen und weisen in den derzeitigen Planungen eine Höhe von bis zu 150m aus: 90 Meter bis zur Narbe, 120m der Rotordurchmesser. Einmal genehmigt, ist dies aber nicht die Höchstgrenze und so geht man heute bereits von Anlagenhöhen von bis zu 200m aus.

Raumordnung im Küstenmeer nach Vorstellung der Landesregierung, Quelle: www.raumordnung-mv.de

Raumordnung im Küstenmeer nach Vorstellung der Landesregierung, Quelle: www.raumordnung-mv.de

Energiewende ja, aber bitte nicht vor unserer Haustür?

Nun können Sie denken: „ja, ja – der Wutbürger. Gegen alles und jeden.“. In Gesprächen mit Gästen und Anwohnern, Kollegen und Freunden stellt sich aber heraus, dass es gar nicht um die absolute Ablehnung der Offshore-Energie geht. Der Anblick der Windkraftanlagen ist in auch in unserer Region keine Seltenheit mehr. Die Felder „Beta Baltic“ vor Fehmarn oder „Nysted Havmøllepark“ an der Südküste der dänischen Insel Lolland sind vom Bastorfer Leuchtturm aus gut zu sehen. Was hier jedoch auf Unverständnis und Ablehnung stößt sind Aufbau und Betrieb im küstennahen Bereich ab 6 km. Was für ein Wahnsinn. Warum so dicht an eben dieser, unserer Ostseeküste? Da, wo andere Urlaub machen… wollen. Der Landstrich zwischen Wismar und Rostock lebt vom Tourismus. Und jetzt das. Gern wird hier der hohe Aufwand zum Aufstellen der Fundamente für die Windräder ins Feld geführt. Bitte, wir reden hier über die Ostsee. Eine Badewanne im Vergleich zu anderen Meeren. Wir sprechen  über Tiefen von 10m bis 25m, auch wenn die Anlagen 25 km weiter draußen stehen würden. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass die Entscheidungshoheit hier allein bei unserer Landesregierung liegt. Oder am Druck aus Berlin.

Ist der Anblick wirklich gewollt? Landesregierung von M-V plant Offshore-Windparks in küstennahen Bereichen an der Ostseeküste Quelle: DEHOGA Regionalverband Kühlungsborn, Fotomontage

Ist der Anblick wirklich gewollt? Landesregierung von M-V plant Offshore-Windparks in küstennahen Bereichen an der Ostseeküste Quelle: DEHOGA Regionalverband Kühlungsborn, Fotomontage

Schleswig-Holstein lehnt die küstennahe Nutzung von Windkraftanlagen ab

Unsere Nachbarn sind hier schon ein Stück weiter. In Schleswig-Holstein hat man sich wohlweislich gegen die Offshore-Nutzung in küstennahen Bereichen ausgesprochen und gehört trotzdem zu den großen Windenergieproduzenten. Nun frage ich mich – warum geht das nicht auch bei uns in Mecklenburg-Vorpommern? Benötigen wir diese Windkraftanlagen in direkter Küstennähe wirklich oder braucht unsere Landesregierung die vielzitierten 50 Jahre* , um zu begreifen, dass es auch andere Lösungen gibt? Schon heute produziert Mecklenburg-Vorpommern fast doppelt so viel Strom, wie das Land selbst benötigt. Der Eigenbedarf wird fast ausschließlich regenerativ erzeugt.

Beitrag der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion in Mecklenburg-Vorpommern ist auf 54 Prozent gewachsen (2012)

  • Produktion: 11,2 Milliarden Kilowattstunden Strom
  • davon erneuerbare Energien: 6,1 Milliarden Kilowattstunden Strom
  • Verbrauch: 6,8 Milliarden Kilowattstunden Strom
  • Quelle: http://www.statistik-mv.de

Auch wir gehören zu denen, die eigenen Strom produzieren. Wir haben investiert und unterstützen somit auch die Energiewende. Das hoteleigene BHKW läuft seit 2010. Wir setzen konsequent auf energiesparende Technik und beziehen, wenn zusätzlicher Strom benötigt wird, auch diesen aus regenerativer Quelle. Augenmaß und die Dezentralisierung der Energieerzeugung sollten Ziele der aktuellen Debatte sein. Leider werden hier Parks mit 80 Anlagen geplant. 80 Anlagen pro Feld. In Sichtachsen zum Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. 6km vor der Ostseeküste. Und die Anlagenbetreiber? Das werden Vattenfall und Co.

„Ich fühle mich von dieser Landesregierung nicht mehr vertreten. Sie macht uns kaputt.“

Und so frage ich mich dann doch. Ist das noch meine Landesregierung, die mich hier vertritt? Die, die geschworen haben „…meine Kraft dem Volke und dem Land…“? Oder heißt es inzwischen „…den Energiekonzernen“? Rainer Karl, amtierender Bürgermeister des Ostseebades Kühlungsborn, äußerte sich unlängst gegenüber der Ostsee-Zeitung zu diesem Thema: „Ich fühle mich von dieser Landesregierung nicht mehr vertreten. Sie macht uns kaputt.“.

Ich hoffe es nicht.

P.S: Wer selbst etwas tun möchte: Hier kann die aktuelle Fassung zur „Fortschreibung des Landesraumentwicklungsprogramms für Mecklenburg-Vorpommern“ eingesehen und bis zum 04.07.2014 noch seine Anregungen bzw. Einwendungen abgeben werden. Machen Sie mit.

*) „Wenn die Welt untergeht, so ziehe ich nach Mecklenburg, denn dort geschieht alles 50 Jahre später.“ Otto von Bismarck, (1815-1898) dt. Politiker

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